Donnerstag, 30. Januar 2014
Den Selbstverbrennern und ihren Motiven
27. Februar 2013 um 22:32

Eines anfangs normalen Abends jener Zeit, in der ich meine Zeit mit den skurrilen und abgestürzten Leuten am Boxi verbrachte, Tauchte eine weitere Bekannte von uns auf . Sie sprach offene von ihren Selbstmordabsichten. Entschuldigte sich nervig bei jedem. In der Regel für Lappalien. Allerdings gab sie sich auch die Schuld für die Tode ihrer letzten beiden Freunde.
Etwa eine Stunde später sitzt sie auf einer Schaukel, an der ich vorbei kam. Sagte mir sie sei aus der Psychiatrie abgehauen. Vermutlich stand sie noch unter dem Einfluss des Haloperidols. Auf jeden Fall aber unter dem von Speed und MTVP.
Auf der Schaukel sitzend fing sie an die Krankenhauspapiere zu verbrennen. Ich fragte sie noch, weil sie über dem Feuer schaukelte, ob sie sich mit Benzin übergossen hätte, woraufhin sie sagte, dafür hätte sie zuviel Angst.
Mir war an Geruch oder Nässe ihrer Kleider nichts aufgefallen. Ich wollte weiter, hörte nach fünf Metern ihren Schrei und erblickte sie beim umdrehen von oben bis zu den Füßen in Flammen stehend. Mit dem Gedanken „Du blöde Kuh“ rannte ich zurück und warf sie zunächst auf den Boden, mit dem Gesicht nach unten, ich dachte so könne sie Atmen. Das Feuer hörte natürlich nicht auf zu brennen. Das ich auf Ihr lag brachte nur mich auch in Gefahr. Ich sprang nochmal auf, riss mir die Jacke vom Leib und stürzte mich erneut mit mehr Erfolg auf sie. Mittlerweile hatte auch Frank und andere das gesehen, rannten ihrerseits heran und erstickten die Flammen an den Beinen, Da waren die Verbrennungen dann am schlimmsten, einfach weil es dort länger brannte, vermutlich auch wegen einer Plastikhose.
Ich erinnere mich noch das, als ich, in der Hoffnung das Feuer sei Tod, meine Jacke von Ihrem Kopf hob, doch sofort quollen wieder Flammen auf, also noch mal abdecken. Mittler weile waren so viele gekommen, die sich einfach nur auf mich und Frank warfen und zumindest mich direkt noch tiefer in die Flammen drückten.
Am ende waren auch meine Hände, Unterarme, Haare und Brauen verbrannt, zum Glück blieben mir keine Narben. Aber wir hatten sie gelöscht, was anfangs fraglich war, ob es überhaupt klappt.
Mit verbrannten Hautfetzen, wie die nach einem Sonnenbrand, die lose im Gesicht, an den Resten der Brauen usw hingen, übergaben wir Sie der Feuerwahr. Was Ihr gar nicht genehm war, bedeutete es doch wieder Klapse.
So etwas hatte noch keiner von uns erlebt. Kinder, Frauen und Männer gingen weinend vom Platz. Das wir alle geschockt bis ins Tiefste waren, ist selbstverständlich.

Später, als ich sie nach Monaten wieder traf, hatte sie extreme Verbrennungswunden an Ohren, Hals, Brüsten, Beinen usw. Erinnerte an Nicki Lauda. Sie war aus der Klapse geflohen und wieder voll auf Ihren Aufputschern. In dem Moment sah es doch leider so aus, als hätte Sie wenig Konsequenzen daraus gezogen. Schlimmerweise erzähle sie mir, dass nun auch der letzte Mitbewohner als sie im Koma lag, Selbstmord begangen. Nun kann Sie sich noch mit dem Tod eines 3 verwürfe machen.

Wie bei allen Menschen, die sich selbst anzünden, stecken ja nicht nur Selbsmordabsichten dahinter, sondern eben auch ein Gewisser Protest, eine Kritik. Bei Sahra (Kunstname) mag dieser Punkt schwer auszumachen scheinen. Kennt man Ihre Geschichte ein wenig, muss man leider feststellen das Selbstmord sehr häufig der einzige Ausweg für die solchermaßen Betroffenen zu sein scheint. Der Protest richtet sich dabei an die Gesellschaft, die es ist, die diese Menschen meist als Baby in diese spezielle Notlage bringt, indem dem Kind ein Geschlecht aufgedrängt wird.
Es scheint als wäre gerade die Europäische Gesellschaft nicht in der Lage mit einem „dritten Geschlecht“ klarzukommen; gehören sie doch vor allem in Asien aber auch in Südamerika zum normalen Stadtbild..
Das heißt also, dass sie, wie angeblich alle Kinder in der DDR, die mit sowohl männlichen als auch weiblichen Merkmalen geboren wurden, zwangsweise zu einer Frau gemacht wurde.
Selbst heute noch, muss man unmittelbar nach der Geburt das Geschlecht ankreuzen. Es gibt kein 3. Kästchen für nicht eindeutig identifizierbare Babys.

Man muss sich zumindest wünschen, dass die Missstände, auf die Selbstwerbrenner bewusst oder unbewusst aufmerksam machen wollen, endlich von den Verantwortlichen angegangen werden.

Eine erfreuliche Neuigkeit soll hier noch erwähnt werden. Tatsächlich wurden kürzlich (Herbst 2013) die hier angeprangerten Missstände von den Politikern angegangen. Nun sind frische Eltern von dem Zwang Ihrem Baby nach der Geburt ein Geschlecht aufdrängen zu müssen befreit.

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